Was sind Rodas eigentlich?
Roda, das ist Portugiesisch und bedeutet "Rad". In der Capoeira bezeichnet man mit "Roda" den Kreis, den die Capoeiristas bilden und in dessen Mitte das Capoeira-Spiel stattfindet. In Nicht-Corona-Zeiten gibt es außerdem Live-Musik. Die sogenannte "Bateria" versammelt sich an einer Stelle der Roda und besteht aus einem oder mehreren Berimbaus (einsaitiger Musikbogen), einem oder zwei Pandeiros (Tambourin), der Atabaque (Seiltrommel) und dem Agogô (Metall- oder Holzglocke). Alle roda-bildenden Capoeiristas begleiten diese Musik mit rhythmischem Klatschen und Singen des Refrains. In der Mitte der Roda spielen zwei Capoeiristas miteinander. Dabei wird kein Wettkampf ausgefochten – es findet vielmehr ein Dialog aus Angreifen und Ausweichen, aus Herausfordern und akrobatischer Spielerei statt. Jeder Capoeirista aus der Roda kann sich in das Spiel einkaufen (von port. "comprar"). Dazu zeigt er oder sie mit einer Armbewegung an, einen der spielenden Capoeiristas ablösen zu wollen. So entsteht ein Wechsel der Spieler und Spielerinnen.
Rodas in Zeiten von Corona
Natürlich fordert die aktuelle Corona-Situation den Einfallsreichtum der Capoeiristas heraus. Dicht beieinanderstehen, Körperkontakt riskieren und dann auch noch singen? Das geht momentan leider nicht. Das gemeinsame Spiel in der Roda funktioniert aber auch virtuell. Das haben die Teilnehmenden der ersten Offenen Roda im Fachgebiet des BTB bewiesen, die dieses Mal vom Polizeisportverein (PSV) Karlsruhe organisiert wurde:
- Gemeinsames Aufwärmen – Sebra und Fluente vom PSV geben Bewegungen vor. Über den Laptop oder das Smartphone kann jeder für sich zu Hause diese Aufwärm-Übungen nachmachen (siehe Foto).
- Die Roda beginnt. Alle schalten ihre Kameras aus.
- Zwei Personen beginnen mit dem ersten Capoeira-Spiel – sie lassen ihre Kameras an. Damit sie sich gegenseitig gut sehen können, werden in den Zoom-Einstellungen alle Teilnehmenden ohne Video ausgeblendet.
- Beim Spiel reagieren die Capoeiristas auf Tritte, Akrobatik und andere Bewegungen ihres Gegenübers. Dass es dabei manchmal zu einer Verzögerung in der Videoübertragung kommt, erfordert einmal mehr eine schnelle Reaktion der Capoeiristas. Ein Vorteil dabei: Man kann nicht getroffen werden. Ein Nachteil: Das eigene Mobiliar allerdings schon.
- Eine Person aus der Roda kann sich nun in das Spiel einkaufen. Dazu wird einfach die Kamera angemacht. Die Person, die bereits länger im Spiel ist, schaltet ihre Kamera im Gegenzug aus. So spielt jede Person, die sich einkauft, mit zwei Capoeiristas.
- Musik gibt es übrigens auch – passend zur virtuellen Veranstaltung von einer Audiodatei.
Zwischendurch durften alle Teilnehmenden noch einmal ins Schwitzen kommen. Sebra teilte die Gruppe in Paare ein, die für etwa zwei Minuten miteinander Capoeira spielten. Nach drei Spielen konnte man so einige hochrote Köpfe auf dem Bildschirm sehen.
Die virtuelle Offene Roda stellte eine schöne Möglichkeit dar, sich auch in diesen herausfordernden Zeiten zwischen den zahlreichen badischen Capoeira-Vereinen etwas austauschen zu können. Capoeira lebt jedoch vom Miteinander, vom Dialog und vom gemeinsamen Musizieren. Das trifft auf das Training zu – besonders aber auf die lebendigen, aufregenden und mitreißenden Rodas. Daher ist die Hoffnung, sich bald wieder live treffen zu können, weiterhin sehr groß.