Orange-weiße Leitkegel auf dem Boden, der Geruch von Desinfektionsmittel liegt in der Luft. Zur Begrüßung gibt’s den Ellbogen-Check, den Toiletten-Gang nur mit Mund-Nasen-Bedeckung. Und das wichtigste: Immer schön Abstand halten. Zugegeben - auf den ersten Blick wirkte dieses Bild etwas ungewohnt. Doch spätestens als der erste surrend-scheppernde Ton auf dem Berimbau angeschlagen wurde, war dieser Eindruck verflogen und wich der vertrauten Capoeira-Energie.
Instrutora Tartaruga vom Verein "Academia Internacional de Mannheim Capoeira" ist stellvertretende Landesfachwartin im Fachausschuss Capoeira und organisierte die erste offene Roda im BTB nach einer langen Corona-Pause. Natürlich gab es Vorgaben von der Stadt und dem Land. Dabei am wichtigsten: die Abstandsregel. So wurde die Roda - der Kreis, in dem das Capoeira-Spiel stattfindet – vergrößert und Leitkegel markierten die Positionen der Capoeiristas. Eine Besonderheit der Capoeira kam diesen Regelungen sehr entgegen. Bei der brasilianischen Kampfsportart kommt es in erster Linie nicht darauf an, den Mitspieler zu treffen. Im Vordergrund steht vielmehr ein gegenseitiges Angreifen und Ausweichen. So entsteht ein "Dialog", bei dem sich die Capoeiristas herausfordern, aber in Deckung gehen, bevor sie getroffen werden. Ein direkter Körperkontakt ist also ohnehin selten.
Die offene Roda ermöglichte ein lang ersehntes Wiedersehen unter den verschiedenen badischen Capoeira-Vereinen und zeigt, dass ein vorsichtiger und verantwortungsbewusster Umgang mit der Pandemie möglich und gewünscht ist. Die Capoeira-Energie hielt lange an und macht Lust auf eine baldige Wiederholung.