| Gerätturnen

Motivierendes Coaching als Philosophie

"Wer aufgehört hat, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein. (Philip Rosenthal)" – Getreu dieses Mottos gab es bereits im vergangenen Spätsommer erste Überlegungen im BTB-Verbandsbereich Olympischer Spitzensport, wie man den Trainern weiteren Input für ihre tägliche Trainingsgestaltung bieten könne. Der Bereichsvorstand stellte einstimmig Projektmittel zur Verfügung, die für sogenannte "Impulstrainer" aufgewendet werden sollen.

Die BTB-Stützpunkttrainer im Gerätturnen männlich waren begeistert vom intensiven Workshop aus Trainingsbeobachtung, Theorie und vielen Übungen für die eigene Trainingspraxis mit Sportpsychologe Dr. Johannes Raabe von der West Virginia University, von links: Max von Burkersroda, Manuel Rothmann, Johannes Raabe, Christoph Haase, Marcel Wickert, Kenji Howoldt und Markus Wellenreuther. (Fotos: BTB)

Eines dieser Impulstrainerprojekte fand in Zusammenarbeit mit der West Virginia University aus den USA statt. Im Zuge dessen stattete der Sportpsychologe Dr. Johannes Raabe den badischen Stützpunkttrainern im Gerätturnen männlich Anfang Juli einen knapp zweiwöchigen Besuch ab. Ziel war es, die Trainer pädagogisch weiterzubilden und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie etwaige "Frustpotenziale" im Training besser meistern können, sodass das Wohlbefinden der Athleten, aber auch der Trainer gesteigert wird. Ein positives Wohlbefinden hat erwiesenermaßen auch positive Auswirkungen auf die sportliche Leistung.

Dr. Raabe besuchte dabei mehrfach jeden Stützpunkt und führte Trainingsbeobachtungen durch. Die Eindrücke, die er dort gewinnen konnte, verarbeitete er zum Abschluss in einen zweitägigen Workshop. Dieser bestand aus einem Vortrag über den derzeitigen Kenntnisstand der Sportpsychologie, aber auch aus vielen praktischen Beispielen und Übungen. Der Impuls fand bei den Trainern enormen Anklang, sodass bereits erste Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit in Bezug auf andere Themen mit Dr. Raabe stattfanden. Darüber hinaus wird in der ersten Jahreshälfte 2022 der gleiche Workshop im Gerätturnen weiblich durchgeführt.

Aber nicht nur auf Ebene des Badischen Turner-Bundes tut sich etwas, sondern auch Baden-Württemberg-übergreifend. Die Präsidialkommission Spitzensport des BTB und des STB, welche die Gesamtverantwortung für die olympischen Turndisziplinen in Baden-Württemberg trägt, hat Anfang August ein Projekt gestartet, das zum Ziel hat, einen respektvollen Umgang und den Leistungssportgedanken in Einklang zu bringen. Ein erster Schritt wird eine Infoveranstaltung mit anschließendem tausch für die Trainer sein. Ebenso verhält es sich mit einer Infoveranstaltung für ehemalige und aktuelle Athleten. Die Trainer und Athleten kennen das System am besten, denn sie erleben es in ihrer täglichen Arbeit. Nur mit ihrem Feedback, ihrem Input und ihrer Unterstützung stehen die Chancen gut für den nötigen Kulturwandel im Turnsport.