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Da schmilzt der schweizer Schnee – Baden bei Capoeira-Europameisterschaft

Das Team aus Deutschland bei der Europa-Meisterschaft in Abadá-Capoeira (Foto: U. Böse)

Lila Sax dos Santos Gomes (links) gewinnt Gold in der höchsten Kategorie der Frauen bei der Europa-Meisterschaft in Abadá-Capoeira (Foto: A. Xhelilaj)

Luiz Carlos dos Santos Gomes (2. v.l.) und Cristiano Rozendo dos Santos (rechts) erreichen den 2. und 4. Platz in der Kategorie „Euro-Brasileiro“ (Foto: A. Xhelilaj)

Aamiah Owens-Mason (Heidelberg, 2. v.l.) und Len Böse (Dossenheim, 2. v.r.) erhielten Auszeichnungen für die beste Leistung innerhalb ihrer Graduierungen. Er und David Shelton (Heidelberg, rechts) erreichten in ihrer Kategorie das Halbfinale. Per Böse (links) erreichte das Viertelfinale (Foto: U. Böse)

Am Osterwochenende fand die Europa-Meisterschaft in Abadá-Capoeira in Sion in der Schweiz statt und Baden war wieder ganz vorne mit dabei. Lila Sax dos Santos Gomes ("Professora Lilás"), Mitgründerin des Vereins Capoeira Karlsruhe e. V. und langjährige Trainerin im Schwetzinger Partnerverein, ergatterte in der höchsten Kategorie der Frauen Gold. Die Trainer des Vereins Capoeira Karlsruhe e. V. Luiz Carlos dos Santos Gomes ("Instrutor Cao") und Cristiano Rozendo dos Santos ("Instrutor Café") konnten ebenfalls überzeugen und erreichten in ihrer Kategorie den zweiten und vierten Platz.

Als die Europa-Meisterschaften begonnen, lag Schnee auf den Bergen rund um die Kleinstadt Sitten (franz. Sion) im schweizerischen Kanton Wallis. Ein ungewöhnlicher Schauplatz für die afrobrasilianische Kampfkunst Capoeira, die sich durch akrobatische, kämpferische und tänzerische Bewegungen zu schnellen Trommelrhythmen und südamerikanischen Gesängen auszeichnet. Ausgerichtet wurde das sprudelnde Event von Abadá-Capoeira Suisse unter der Leitung von Ezequiel Alves dos Reis ("Mestrando Goma"). Rund 200 Teilnehmende aus ganz Europa, aber auch den USA und Brasilien, kamen zusammen, um neben den Wettkämpfen auch an gemeinsamen Musik-Workshops und Trainingseinheiten mitzuwirken. Seit der Corona-Pandemie war das Event das erste gemeinsame Treffen für viele hochrangige Capoeiristas über die eigenen Landesgrenzen hinaus – so auch für den Capoeira-Meister und Vorsitzenden des Weltverbandes Abadá-Capoeira José Tadeu Carneiro Cardoso ("Mestre Camisa"), unter dessen Schirmherrschaft das Event stattfand.

Im Unterschied zu reinen Kampfsportarten wie Karate oder Kickboxen treten im Capoeira-Wettkampf die beiden Personen nicht gegeneinander an, sondern spielen miteinander in einem Spiel, welches einem Dialog ähnelt. Es geht darum, anzugreifen, anzutäuschen und auszuweichen. Dieser Gedanke findet sich auch im Punktesystem einer Capoeira-Meisterschaft wieder: Pro Spiel gibt es eine Maximalpunktzahl, die beide Spieler erreichen können. Jede einzelne Person hat also ein Interesse daran, dass das Spiel in seiner Gesamtheit gut bewertet wird.

Nun sechs Mal Gold bei den Europa-, sechs Mal Gold bei den Deutschen Meisterschaften, Weltmeisterin 2009 – Lila Sax dos Santos Gomes ("Professora Lilás") trainiert seit über 20 Jahren Capoeira und kann auf eine außergewöhnliche Wettkampferfolgs-Geschichte zurückblicken. Die Gründerin und langjährige Vorsitzende des Vereins Capoeira Karlsruhe e. V. konnte auch in diesem Jahr wieder überzeugen und erreichte in der höchsten Kategorie der Frauen den ersten Platz. "Ich habe alles gegeben und bin überwältigt", schmunzelt Sax dos Santos Gomes.

Angereist war sie mit ihrem Ehemann, Luiz Carlos dos Santos Gomes ("Instrutor Cao"). Der Sportwissenschaftler ist Haupt-Trainer des Karlsruher Vereins und trat gemeinsam mit dem Co-Trainer Cristiano Rozendo dos Santos ("Instrutor Café") in der Kategorie der in Europa lebenden und aus Brasilien stammenden Männer an (Categoria "Euro-Brasileiros"). Nach seinem großartigen Sieg bei den Offenen Meisterschaften im vergangenen Jahr in Stuttgart konnte er erneut überzeugen und sich gegen zahlreiche Mitstreiter durchsetzen. Dos Santos Gomes ergatterte den zweiten Platz, Rozendo dos Santos den vierten.

Aus Baden nahmen weitere Capoeiristas verschiedener Vereine teil. So konnten sich David Shelton ("Graduado Bamba", Capoeira Gemeinschaft Heidelberg für Sport und Kultur) und Len Böse ("Graduado Duracell", Abadá Capoeira Dossenheim – BDZ) über ihren Einzug ins Halbfinale freuen. Ins Viertelfinale schafften es Aamiah Owens-Mason ("Graduada Esperança", Heidelberg), Per Böse ("Graduado Rayovac", Dossenheim), Alfred Xhelilaj ("Graduado Calopsita", Karlsruhe) und Juan Real ("Graduado Joãozinho", Karlsruhe).

Neben den Platzierungen in den jeweiligen Kategorien werden bei Capoeira-Meisterschaften zudem Auszeichnungen für die beste Leistung innerhalb der verschiedenen Graduierungen vergeben. Die Graduierung zeigt sich durch die Farbe der Kordel, die die Person an der weißen Capoeira-Hose trägt. Zumeist werden mehrere Graduierungen in einer Wettkampf-Kategorie zusammengefasst. Bei dieser Ehrung war Baden besonders erfolgreich: Aamiah Owens-Mason (Heidelberg), Len Böse (Dossenheim), Luiz Carlos dos Santos Gomes (Karlsruhe), Lila Sax dos Santos Gomes (Karlsruhe) sowie Michael Krenbauer ("Professor Jabuti", Heidelberg) erhielten allesamt eine Auszeichnung für die beste Gesamtleistung ihrer Graduierungen.

Einen herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmenden aus Baden!