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Und dann die Hände zum Himmel ... !

Die badische Turnfamilie trauert um Lutz Engert, einen Turnbruder durch und durch, der nach schwerer Krankheit am 3. Januar 2018 im Alter von 49 Jahren verstarb.

Foto: privat

Auch wenn Lutz sich für das Turnen an den Geräten nie sonderlich erwärmen konnte, sein turnerischer Werdegang war aufgrund seiner familiären Situation vorgezeichnet. Zunächst als Sportler und Übungsleiter in seinem Heimatverein Hohensachsen aktiv, leitete er von 2003 bis 2005 als Kinderturnwart und Jugendleiter die Geschicke der Turngaujugend Mannheim. Aber er war zu noch Höherem berufen, und so durfte der Landesjugendvorstand des Badischen Turner-Bundes von 2007 bis 2009 auf sein ausgeprägtes Talent als Schreiberling zurückgreifen. Als Jugendvorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit brachte der damalige Redakteur der RNZ professionelle Strukturen in die Pressearbeit des Verbandes ein, gab sein Wissen als "Tintenturner" in zahlreichen Arbeitskreisen weiter und kämpfte früh für eine volle ÖA-Stelle auf der BTB-Geschäftsstelle, die heute nicht mehr wegzudenken ist. Ja, mit halben Sachen konnte sich Lutz grundsätzlich nur schwer abgeben.

Aber nicht nur für seine Kämpfernatur schätzte man Lutz. Auch seine "Monnemer Art", sein Humor, seine Fähigkeit zur Selbstkritik waren in der Turnfamilie allseits beliebt. Allen voran in Kreisen seiner größten Leidenschaft: dem Internationalen Jugendzeltlager Breisach.

Schon über 40 Jahre ist es her, als der 9-jährige Lutz Zeltlagerluft schnuppert und dabei in seinem ersten Jahr von einem etwas älteren Teilnehmer und späteren Lagerleiter unsanft an einen Zeltpfosten gefesselt wird. Doch davon lässt er sich nicht kleinkriegen und verbringt insgesamt acht Sommerferien an der Möhlin. Lutz' Liebe zu seinem Kultgetränk "Schwip Schwap" muss wohl auch in dieser Zeit entstanden sein. Einige Jahre später packt es ihn wieder und er beginnt 1990 seine Betreuerkarriere, die mit einigen Unterbrechungen zehn Zeltlager umfasst und 2008, zeitgleich mit dem 40-jährigen Jubiläum der Jugendfreizeit, endet.

Im Zeltlager kann Lutz ganz er selbst sein, mit all seinen Facetten, Ecken und Kanten, aber vor allem geradlinig und ausgestattet mit einem überaus hohen Maß an Kritikfähigkeit, mithilfe derer er in schwierigen Situationen immer wieder den rechten Weg vorzeigt. Seinen geheimen Leidenschaften wie dem Fußball oder der Leichtathletik frönt er dort genauso wie dem Schreiben. Seine kurzweiligen Texte sind in vielen Lagerzeitungen und der Festschrift 2008 verewigt, für die er sich auch verantwortlich zeichnet.

Verantwortlich war er auch für die ein oder andere Breisacher Gesangseinlage, wenn es für Außenstehende völlig unvermittelt aus ihm herausbrach und er schwip-schwap-trunken sein Lieblingslied anstimmte: "Und dann die Hände zum Himmel …" und die Betreuerrunde einstimmte " … und lasst uns fröhlich sein!".

Lieber Lutz, das "Fröhlich Sein" mag uns diese Tage nicht so recht gelingen und doch scheint gerade diese Anwandlung von dir, die oft zu den unsäglichsten Zeiten und Gelegenheiten aus dir herausbrach, die Verbindung zur Gegenwart und Zukunft herzustellen. Wenn wir ab jetzt die Hände zum Himmel strecken, dann sind wir uns sicher, du bist mitten unter uns oder aber schaust von eben dort auf uns herab. Irgendwann werden wir dann auch sicher wieder fröhlich sein, zusammen klatschen und keiner von uns wird allein sein. Aber wir werden dich als denjenigen vermissen, der uns diese Fröhlichkeit immer wieder gleichsam eingeimpft hat, sie eingefordert hat – ob wir wollten oder nicht.

DANKE, Lutz!