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"Don´t ask why, ask why not" - Camp Breisach 2022

"Frag nicht warum, warum denn eigentlich nicht?" – Unter diesem Motto öffnete wie immer am ersten Mon-tag der Sommerferien das Camp Breisach 2022 seine Tore für Kinder aus Baden, Österreich und in diesem Jahr auch wieder aus Frankreich.

Fotos: F. Maurer

Don’t ask why, ask why not.

Dank des Mottos stellte sich für das diesjährige Organisationsteam gar nicht erst die Frage, ob das Lager in diesem Jahr stattfinden würde. Die Vorfreude war groß, keine Gesundheitsauflagen bei der Durchführung und 250 motivierte Kinder, die sich angemeldet hatten. Zu viele Gründe, die Zeltstadt auf der Möhlinwiese nach zwei Jahren wieder zum Leben zu erwecken. Auch in der kompletten Betreuerschaft war die Motivation zu spüren. Noch nie war der Aufbau so schnell erledigt. Die Zelte wurden aufgestellt, der Essensplatz gerichtet und die Kantine und das Sanitätszimmer bezogen. Es war angerichtet – alle bereit für ein neues Kapitel Breisachgeschichte.

Don’t ask why, ask why not.

Warum nicht die Chance nutzen, alle für das Ehrenamt motivierten Betreuer und „Festen Dienste“ mitzunehmen und gleichzeitig den pädagogischen Anspruch des Lagers zu verbessern? Mit der Unterstützung des Vorstands der Badischen Turnerjugend gelang das auch in diesem Jahr. Ein Relikt aus alten Zeiten: der „Betreuerschlüssel“. Dieser definiert das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Teilnehmern und Betreuern und ist seit vielen Jahren im Betreuerleitfaden des Jugendlagers festgeschrieben. Er wurde in diesem Jahr von 1:15 auf 1:10 geändert. So wurde nicht nur die Arbeitslast vor Ort für die einzelnen Betreuer gesenkt, sondern ebenfalls die Betreuung der Kinder intensiviert. Nach simpler Mathematik blieb jedem Betreuer mehr Zeit pro Kind. Das war in diesem Jahr Gold wert, denn 180 Teilnehmer waren zum ersten Mal dabei, viele Abläufe mussten neu erklärt werden und sich einspielen.

Don’t ask why, ask why not.

In zwei Jahren waren viele Ideen entstanden, die es nun im Camp selbst zu verwirklichen galt. Warum also nicht das Lagerbüro umziehen, warum nicht die Waschtröge an eine andere Stelle verschieben, warum nicht den Essensplatz unter dem Blätterdickicht der Bäume aufbauen und warum eigentlich nicht mal eine Chillout-Lounge für die Kinder oder eine Feedback-Wand für die Betreuer einrichten. Gesagt – getan.

Don’t ask why, ask why not.

Diese Frage werden sich zu Beginn auch viele der Teilnehmer gestellt haben. Viele (ca. 75 Prozent) waren zum ersten Mal dabei. Für viele war es vielleicht auch der erste Urlaub alleine, vielleicht auch ohne die Eltern und gleichzeitig mit so vielen anderen Kindern. Warum soll ich hier mitmachen? Warum werden ständig Schlachtrufe gebrüllt? Warum Tanzen die Betreuer immer denselben Tanz? Es war spürbar, dass es ein paar Tage benötigte, bis die meisten auch gedanklich im Lager ankamen, sich Abläufe einspielten und erste Freundschaften entstanden. Das war aber gleichzeitig auch der Moment, in dem die Teilnehmer wohl dachten, warum soll ich eigentlich nicht mitmachen, mitbrüllen und mittanzen? Das Breisach-Fieber hatte sie gepackt. Eine knappe Woche später – am Besuchersonntag, dem Tag der offenen Tür des Camps – standen alle 250 Kinder auf dem Essensplatz, jubelten, grölten, präsentierten den Eltern die Breisach-Tänze und zeigten voller Stolz ihren Schlafplatz im Zelt. 

Don’t ask why, ask why not.

Die Teilnehmer und Betreuer sind immer froh, wenn die Nächte warm sind und es über den Tag nicht regnet. Oftmals ist es viel zu schade, die aufwändig für die Freiluft geplanten Programmpunkte in eine stickige Halle verlegen zu müssen. Insbesondere, wenn während des Lagers eine brütende Hitzewelle Temperaturen von 37 Grad beschert und die Möhlinwiese in eine trockene Steppe verwandelt. So wurde kurzerhand aus einem entspannten Turngauprogramm eine Wasserschlacht und bei dem Abendprogramm „Spiel ohne Grenzen“ ganz einfach ein Dampfreiniger als Dampfdusche für Kinder umfunktioniert – warum denn nicht?

Don’t ask why, ask why not.

Warum sich eigentlich nicht einen kompletten Tag vegetarisch ernähren? Im Nachhinein darauf angesprochen, war es vielen Teilnehmern gar nicht aufgefallen, dass auch ein Frühstück ohne Lyoner oder Fleisch zum Mittag möglich ist. Warum nicht mal den Eistee durch Wasser mit Geschmacksrichtungen wie Himbeere oder Holunder ersetzen? So viel wurde noch nie getrunken. Die einzigen, die mit der Entscheidung haderten, waren die Wespen, die vergebens den Eistee suchten.

Don’t ask why, ask why not.

Mit ein paar Wochen Abstand zu der intensiven Zeit im Camp Breisach blickt die Badische Turnerjugend zurück auf zehn wunderschöne Tage. Viel war ungewohnt, vielleicht fehlte auch die jährliche Routine. Wie schön, dass eine solche, durch viele ehrenamtliche Helfer möglich gemachte Maßnahme nach wie vor so dankbar auf- und angenommen wird. Denn der größte Lohn sind strahlende Kinderaugen, die auf die Frage, ob sie im nächsten Jahr wieder mit dabei sind, antworten: "Na klar – warum nicht?".