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Inklusion in der Capoeira – Fachtagung 2021

"Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen. […] Gemeinsam verschieden sein." So erklärt Aktion Mensch den Begriff Inklusion. Sport bietet wegen seiner sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Komponenten ein großes Potential, Inklusion zu unterstützen. Doch wie gelingt Inklusion im Sport im Allgemeinen und in der Capoeira im Besonderen? Dieser Frage sind die Teilnehmenden der Fachtagung des BTB-Fachgebiets Capoeira nachgegangen – in diesem Jahr digital über die mittlerweile allgegenwärtige Videotelefonie-Software Zoom.

Inklusion ist ein Thema, das alle betrifft

Kim Früh vom Badischen Behinderten- und Rehabilitationsverband (BBS) führt mit einem spannenden Vortrag in das Thema ein. Sie erklärt: Barrierefreiheit ist wichtig, damit Inklusion gelingen kann. Aber Barrieren können nicht nur in den Strukturen auftauchen, sie können sich auch im Denken zeigen. So gilt es zwar einerseits, das Sportgebäude für alle zugänglich zu gestaltet, oder Informationen in leichter Sprache anzubieten. Andererseits sind aber die Offenheit der gesamten Gruppe und die Kreativität während des Trainings ebenfalls wichtig. Um Sportvereinen einen Perspektivwechsel  zu ermöglichen, bietet der BBS Vereinsbesuche an. Bei diesen Besuchen werden Behindertensportarten vorgestellt, Begegnungen ermöglicht und letztendlich Barrieren abgebaut. Die Take-Home-Message? Verständnis, Offenheit, Kreativität und Mut – das ist das Erfolgsrezept für Inklusion.

Miteinander und voneinander lernen – ein Erfahrungsaustausch

In zwei Breakout-Rooms gibt es anschließend die Möglichkeit, über Inklusion mit Capoeiristas mit und ohne Behinderungen zu diskutieren. Was ist das Positive an Capoeira? Was sind die größten Herausforderungen? Wie kann der Trainer oder die Trainerin unterstützen? Welche Rolle spielt dabei die Gruppe? Ein paar Ergebnisse:

  • Barrieren im Kopf sind manchmal eben "nur" dort: im Kopf. Mut, diese Barrieren in der Gruppe anzusprechen kann helfen, sie zu überwinden.
  • Kommunikation ist wichtig. Einfallsreichtum und Offenheit sind es auch (von der Gruppe und dem Trainer / der Trainerin).
  • Wir sind alle verschieden, jeder hat seine eigenen Stärken und benötigt an unterschiedlicher Stelle Unterstützung.
  • Häufig sind es Personen ohne Einschränkungen, die Herausforderungen als besonders stark wahrnehmen.
  • Und das Positive an Capoeira? Da gibt es aus der Runde drei Antworten: die Gruppe, die Energie und "alles".

Training mit geschlossenen Augen und einem Stuhl

"Capoeira digital" haben die Teilnehmenden in den vergangenen Monaten ja bereits ausgiebig üben können. Über Zoom findet zum Abschluss der Fachtagung ein Training mit Luiz Carlos dos Santos Gomes, "Instrutor Cao", statt. Mit geschlossenen Augen gar nicht so einfach – aber eine gute Möglichkeit, einen Perspektivwechsel zu wagen. So wird einem bewusst, wie wichtig der Tastsinn (für die Orientierung im Raum hilft ein Stuhl) und der Gleichgewichtssinn sind, wenn der Sehsinn eingeschränkt ist.

Die anschließende Jahrestagung mit den Delegierten der Vereine wird in diesem Jahr recht kurz gehalten. Als Thema für die nächste Fachtagung einigen sich die Teilnehmenden auf "Musik", sollte eine Präsenzveranstaltung möglich sein. Das Alternativ-Thema ist "Training mit Kindern", welches auch theoretischer in einem digitalen Format behandelt werden kann. Die nächsten Fach- und Jahrestagungen werden am 29. Januar 2022 stattfinden.