| Capoeira

Capoeira Angola – Fachtagung 2024

Raffinesse, Gelassenheit und Vertrauen – dadurch zeichnet sich Capoeira Angola aus. Diese ursprüngliche Form der Capoeira vereint langsame, geschmeidige Bodenbewegungen mit blitzschnellen Angriffen und theatralischen Elementen. Contramestre Téco Canindé gab in zwei Workshops im Rahmen der diesjährigen Fachtagung Einblicke in Capoeira Angola und die Bedeutung der Musik.

Angola-Workshop mit Contramestre Téco Candindé (Fotos: D. Graulich)

Ein Blick auf den Beginn

Capoeira Angola gilt als ursprüngliche Form der afrobrasilianische Kampfkunst Capoeira, aus der sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Stile entwickelt haben. Der Name leitet sich vermutlich von der Herkunft der versklavten Menschen ab, die Capoeira in Bahia im Osten Brasiliens entwickelten und mit ihrem besonderen Stil zu spielen auffielen. Beeinflusst wurde Capoeira Angola anscheinend durch die traditionelle angolanische Kampfkunst "Engolo", die wie die Capoeira Elemente aus Kampf und Tanz miteinander vereint und sich unter anderem durch Imitationen von Tierbewegungen auszeichnet. Nach wie vor wird Capoeira Angola vor allem in Bahia praktiziert, findet aber zunehmend auch in Europa Verbreitung.

Zwischen Raffinesse und Gelassenheit

Betrachtet man ein Angola-Spiel, mag zunächst der Eindruck von Trägheit entstehen. Die Angoleiros spielen in langsamen, teils unkoordiniert erscheinenden Bewegungen. Doch dieser Eindruck täuscht. Blitzartig kann aus dieser gemütlich wirkenden Bewegungssequenz heraus ein Tritt das Gegenüber treffen. Spielerische Täuschungen („fintas“) und theatralische Elemente werden gerne eingebaut. Diese "Malandragem" (pt. für Gaunertum) kann als Grundhaltung in der Capoeira Angola verstanden werden. Dabei ist das Spiel keinesfalls aggressiv – mit einladenden und beschwichtigenden Gesten und einem verschmitzten Grinsen lockern beide Personen die Situation immer wieder auf. Auf ein harmonisches Miteinander beider Spieler*innen wird viel Wert gelegt.

Gerade dieses gegenseitige Vertrauen ist Contramestre Téco Canindé besonders wichtig. In seinem Workshop zeigt er Möglichkeiten auf, einen Freundschafts- oder Vertrauensvertrag ("contrato de confiança") einzugehen - einladende und offene Bewegungen, ein Lächeln, ein Handschlag. Direkt zu Beginn können die Teilnehmenden der Fachtagung in einer Übung lernen, ihr Gegenüber aufmerksam zu beobachten und seine Bewegungen zu spiegeln. So entstehen rasch Spiele, die sich durch einen fließenden Dialog aus Angriff und Ausweichen auszeichnen.

Der Rhythmus ist relevant

Musik spielt in der Capoeira eine enorme Rolle. Das gemeinsame Musizieren, Klatschen und Singen sowie die rhythmischen Bewegungen im Takt der Musik halfen, die Kampfkunst Capoeira als Tanz zu tarnen. Auch heute hat die Bedeutung der Musik nicht abgenommen. Unter Anleitung von Téco Canindé trainieren die Teilnehmenden, ihr Spiel an den wechselnden Rhythmus und die Geschwindigkeit des Berimbaus, dem Haupt-Musikinstrument der Capoeira, anzupassen. So soll die Musik das Geschehen im Spiel lenken können. Im zweiten Workshop-Teil können die Teilnehmenden die Angola-Rhythmen auf ihren Instrumenten selbst ausprobieren und Variationen improvisieren.

Neuwahlen und Jahresplanung

Zuvor fand die Jahrestagung des Fachgebiets Capoeira statt. Delegierte aus verschiedenen badischen Capoeira-Vereinen trafen sich in den Räumlichkeiten des Polizeisportvereins in Karlsruhe. Auf der Agenda stand zunächst die Termin- und Themenfindung für die Fachtagung 2025. Am Samstag, 01.02.2025, wird die Tagung zum Thema "Train the trainer – die Didaktik der Capoeira" stattfinden. Im Fokus sollen dabei Tipps und Tricks für die Gestaltung von Kinder-, Jugend- und Erwachsenentraining stehen. Die Delegierten einigten sich darauf, dass im Mai nächsten Jahres eine zweite Fachtagung stattfinden soll. Dabei soll sich alles um die Theorie und Praxis zum Akrobatik-Training bei Kindern und Jugendlichen drehen. Zur Wahl standen außerdem "Afrobrasilianische Tänze" und "Berimbau-Workshop".