Familie Böse war jedoch nicht die einzige erfolgreiche Capoeira-Familie bei der Deutschen Meisterschaft. Das Heidelberger Capoeira-Paar Gordon Owens-Mason (Graduado Tribal) und Kerstin Hübner (Graduada Samambaia) belegte den 2. und den 4. Platz in ihrer höheren Graduiertenkategorie. Die Tochter der Familie, Aamiah-Fee (Capoeirista Esperança), holte in der Jugendkategorie Silber. Außerdem in der Jugendkategorie sehr erfolgreich war DJ Shelton (Capoeirista Bamba) aus Heidelberg. Aus Karlsruhe antretend konnte sich der Informatiker Alfred Xhelilaj außerdem den 3. Platz in seiner Kategorie sichern.
Sehr beachtlich war auch die Leistung des BTB-Landesfachwarts Capoeira Michael Krenbauer, der vor über 20 Jahren einen der ersten deutschen Capoeira-Vereine gründete. Dass der Diplommathematiker noch immer zur nationalen Spitze zählt, bewies er mit seiner Bronzemedaille in der Graduiertenkategorie. Krenbauer, in der Capoeira-Welt als Instrutor Jabuti bekannt, ist Mitgründer der Capoeira Gemeinschaft Heidelberg für Sport und Kultur e.V., die er gemeinsam mit Graduado Tribal und dem BTB-Landeslehrwart Fabian Kiepe und letztjährigen Vizemeister leitet.
Ausgerichtet wurde das sportliche Ereignis von Estácio Ferreira da Silva (Mestrando Estácio), dem Weltmeister von 2003 und Trainer des Vereins ABADÁ Capoeira Heilbronn, Stuttgart und Esslingen e.V. Die Schirmherrschaft übernahm José Tadeu Carneiro Cardoso, bekannt als Mestre Camisa, der 1988 den größten internationalen ABADÀ-Capoeira-Verband mit inzwischen rund 41.000 Mitgliedern in 30 Ländern gründete.
Bei Capoeira-Meisterschaften werden die Wettkampfteilnehmenden nach ihrer jeweiligen Graduierung eingeteilt – also der Farbe der Kordeln an den Capoeirahosen, die den persönlichen Leistungsstand symbolisieren. Die Wettkampfgruppen unterteilen sich daher meist in zwei Leistungsklassen, jeweils Männer und Frauen. Außerdem gab es in diesem Jahr zum dritten Mal eine Jugendkategorie.
Die Wettkampfregeln schreiben das Spiel in verschiedenen Capoeira-Spielarten vor. Neben dem ruhigen Benguela-Spiel, das sich durch ineinanderfließende Bodenbewegungen beider Spieler auszeichnet, müssen die Teilnehmenden auch das schnelle und kämpferische São Bento Grande-Spiel beherrschen. Bewertet werden Capoeira-Wettkämpfe von einer Fachjury, die neben dem technischen Geschick der Capoeiristas auch deren Kreativität im Spiel bewertet. Weil, anderes als im Kampfsport üblich, die Punkte auch für das Zusammenspiel in seiner Gesamtheit vergeben werden, müssen die Wettkämpfer in blitzschneller Reaktion ein harmonisch wirkendes Spiel mit ihrem Gegner entwickeln.
Auch wer nicht an den Wettkämpfen teilnimmt, bekommt auf einer mehrtägigen Capoeira-Meisterschaft neben zahlreichen Trainings auch Musik- und Tanz-Workshops geboten. Eine Besonderheit ist die Anreise hochgraduierter Capoeiralehrer und -lehrerinnen aus aller Welt. Eine Capoeira-Meisterschaft ist immer ein großes, fröhliches Event und fördert den sportlichen und internationalen kulturellen Austausch.