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Musik in der Capoeira – Fachtagung 2022

Professor Berimbau von der Gruppe "Filhos de Bimba" bringt den Teilnehmenden Rhythmen auf dem Hauptinstrument der Capoeira, dem Berimbau, bei. (Fotos: L. dos Santos Gomes)

Die Teilnehmenden der diesjährigen Fachtagung (Foto: L. dos Santos Gomes)

Nach dem Workshop gab es eine offene Roda, in der die Teilnehmenden Capoeira spielen konnten (Foto: D. Graulich)

Musik – schon bei der Jahrestagung vor zwei Jahren wurde sie von den Delegierten im Fachgebiet Capoeira als das verbindende Element aller Capoeira-Gruppen in Baden genannt. So zahlreich, wie die verschiedenen Schulen der Capoeira sind, so vielgestaltig sind auch ihre Stile. Doch bei allen Gruppen nimmt die Musik einen großen Stellenwert ein – und verleiht zugleich der Capoeira eine Besonderheit, die sie von anderen Kampfsportarten unterscheidet.

 

Warum gibt es in der Capoeira eigentlich Musik?

Capoeira wurde ursprünglich von Versklavten entwickelt, die aus verschiedenen Regionen Afrikas stammten und nach Brasilien verschleppt wurden. Sich im Kampf zu üben, war den Sklaven untersagt. So nutzten sie die Musik, um den Kampf als Tanz zu tarnen. Capoeira war geboren. Auch heute noch erinnert das Capoeira-Spiel an einen Tanz: runde Drehtritte, akrobatische Elemente und wenig Körperkontakt zeichnen die Kampfkunst aus.

Wenn zwei Capoeiristas miteinander spielen, tun sie dies in der "Roda", im Kreis ihrer Gruppe. Die Instrumente Berimbau, Atabaque, Pandeiro und Agogô geben das Tempo, den Rhythmus vor. Die anderen Capoeiristas unterstützen die beiden Spielenden durch rhythmisches Klatschen und Gesang.

 

Capoeira-Rhythmen direkt von der Quelle

Bei der diesjährigen Fachtagung am 30. April 2022 drehte sich alles um das Haupt-Musikinstrument der Capoeira – den Berimbau. Es handelt sich dabei um einen Musikbogen, der aus einem gebogenen Holzstock besteht, an dessen Enden ein Draht als Saite befestigt ist. Diese Saite wird mit einem dünnen Stock angeschlagen. Der metallische Ton, der dadurch erklingt, kann durch Abklemmen der Saite mit einem Stein erhöht werden, sodass ein zweiter Ton entsteht. Ein ausgehöhlter Kürbis dient als Resonanzkörper.

Die Teilnehmenden konnten verschiedene Capoeira-Rhythmen auf dem Berimbau kennenlernen. Angeleitet wurden sie dabei von Edvaldo Azevedo de Jesus, Leiter der Gruppe "Filhos de Bimba" aus Stuttgart. Filhos de Bimba bedeutet "Söhne von Bimba", dem berühmten Capoeira-Meister "Mestre Bimba", der den zeitgenössischen Capoeira-Stil „Capoeira Regional“ begründete. Söhne ist in diesem Falle wörtlich zu verstehen – die Gruppe wird von einem Sohn Mestre Bimbas (1899 – 1974) – Mestre Nenel – geleitet. Mestre Bimba entwickelte sieben verschiedene Rhythmen, die sich auch heute noch in den unterschiedlichen Spielarten der Capoeira wiederfinden.

Die Teilnehmenden der Fachtagung bekamen somit die Möglichkeit, die Rhythmen "direkt von der Quelle" zu erlernen. Dass unser BTB-Berimbau-Lehrer Azevedo de Jesus in Capoeira-Kreisen als "Professor Berimbau" bekannt ist, machte die Sache noch einmal runder. Zum Abschluss gab es wie in jedem Jahr für alle Capoeiristas eine offene Roda.

 

Pizza, Planung und Projekte – die Jahrestagung

Zuvor fand die Jahrestagung des Fachgebiets Capoeira statt. Delegierte aus verschiedenen badischen Capoeira-Vereinen trafen sich in den Räumlichkeiten des Polizeisportvereins in Karlsruhe. Auf der Agenda stand zunächst die Termin- und Themenfindung für die Fachtagung 2023. Mit dem 28. Januar 2023 und dem einstimmig beschlossenen Thema "Afro-brasilianische Tänze" war dieser Tagesordnungspunkt rasch beschlossen. Mit "Frevo" und "Maculelê" sollen beispielhaft zwei Tänze vorgestellt werden, die in enger Verbindung zur Kampfkunst Capoeira stehen. Zudem sprachen die Delegierten über die Beteiligung des Fachgebiets am Landesturnfest in Lahr und besprachen, wie eine Stärkung der Vernetzung unter den Capoeira-Gruppen innerhalb des Badischen Turner-Bundes gelingen kann.

Für Stärkung war ebenfalls gesorgt: vor der Fachtagung gab es Pizza für alle. Softdrinks, Kaffee und Kuchen wurden durch die Arbeitsgemeinschaft Recife organisiert, die seit über 25 Jahren Erzieher/innen und Pädagog/innen bei ihrer Arbeit mit Straßenkindern in Recife, Brasilien unterstützt.