| Rhythmische Sportgymnastik

Gymnastinnen so erfolgreich wie seit Jahrzehnten nicht

14 Final- und 5 Podestplätze in den Wettkampf- und Leistungsklassen Einzel und Gruppe waren eine nicht unbedingt zu erwartende, sehr gute Ausbeute.

Die JLK-Gruppe WKG SSC Karlsruhe / TV Bretten mit (von links) Martha Ostertag, Maxima Bachmayer, Isabel Gräbe, Angelina Cosi Montes, Teresa Schütz und Evelyn Schäfer sowie, auf dem Arm des Turnfest-Maskottchens, Elisa Schnorr, Bild: Verein

Lea Hoffmann (Lahr) und Angelina Fokina (Karlsruhe), Bild: Verein

Als gutes und sehr positives großes Fazit vom IDTF kann von RSG-Seite resümiert werden, dass sowohl in den Wettkämpfen der Wettkampf- als auch Leistungsklassen Einzel und Gruppe so gut wie fast alle in Berlin gestarteten Gymnastinnen sich im jeweiligen Starterfeld in der ersten Hälfte, ab und an sogar im ersten Drittel platzieren konnten

Wie bei den vorherigen IDTFs auch, fanden die RSG-Wettkämpfe gesamthaft "weit ab vom Schuss" – und damit fern dem großen Turnfestgeschehen – im Sportforum Hohenschönhausen statt. Obwohl diese Austragungsstätte recht kurzfristig als Ersatz für die eigentlich vorgesehene Max-Kober-Halle beim alten Olympiastadion festgelegt wurde, fanden Gymnastinnen wie Kampfrichter dort doch relativ gute Bedingungen vor. Ein straffes Programm galt es an allen sechs Wettkampftagen zu bewältigen. Aufgrund der hohen Starterzahlen, vor allem in den Einzelwettkämpfen der Juniorenwettkampfklasse (213) sowie der Freien Wettkampfklasse (117), aber auch bei einzelnen Leistungsklassen sowie den Wettkampfklassen der Gruppen, wurde an den ersten beiden Wettkampftagen parallel auf drei, danach in der Regel auf zwei Flächen geturnt. Dies bedeutete eine besondere Herausforderung nicht nur für die Gymnastinnen, sondern vor allem für die eingesetzten Kampfrichter. Eine Bewertung der choreografischen Teilnote beim „Ausführungs-Kampfgericht“ war eigentlich nicht möglich, da sehr oft die Musik der Nachbarfläche von den Kampfrichtern besser gehört wurde, als die der zu bewertenden Gymnastin.

Los ging die stressige RSG-Woche gleich am Sonntag mit dem Mehrkampf der Juniorenwettkampfklasse. Von badischer Seite sehr erfolgreich schlug sich hier die Brettenerin Angelina Cosi Montes, die einen stabilen Wettkampf ablieferte und einen hervorragenden 6. Platz belegte. Gleichzeitig sicherte sie sich mit ihrer tollen Leistung zwei Gerätefinals, welche sie mit dem Seil gar auf dem Silberplatz beendete. Mit dem Ball belegte sie Rang 6. Die weiteren badischen Gymnastinnen in diesem Wettkampf turnten ebenfalls einzelne Übungen sehr gut, vergaben durchaus bessere Platzierungen durch nervositätsbedingte kleinere Patzer in einer oder gar zwei Übungen. Die Platzierungen unserer weiteren JWK-Starterinnen: Evelyn Schäfer (Karlsruhe, 37.), Marta Ostertag (Karlsruhe, 45.), Melina Hamzic (Meersburg, 51.), Juliana Weber (Lahr, 55.), Melina Holfelder (Karlsruhe, 57.), Karolina Tumanova (Lahr, 68.), Theresa Schütz (Bretten, 96.), Karina Bach (Lahr, 99.), Patricija Skraustina (Gundelfingen, 113.), Ressica Richmeier (122.), Alina Walgutski (182.) und Kanta Hodic (202.) – alle vom TSV Graben.

Tags darauf folgte mit der Freien Wettkampfklasse ein weiterer "Mammut-Wettkampf". Hier erhoffte man sich von der ebenfalls für Bretten startenden Elisa Schnorr doch schon gute vordere Platzierungen. Jedoch hatte sie sehr starke Konkurrenz, denn einige Gymnastinnen, welche in den vergangenen Jahren wie sie in der Leistungsklasse am Start waren, rechneten sich durch einen Start in der Wettkampfklasse bessere Chancen aus. So war es auf den ersten ca. 20 Plätzen ein heißer Kampf. Diesen bestand Elisa jedoch mit Bravour und belegte im Mehrkampf Rang 4. Zudem konnte sie sich für alle drei Gerätefinals qualifizieren; mit dem Ball gelang ihr sogar als Dritte der Sprung aufs Treppchen. Die Ränge 5 (Reifen) und 4 (Keulen) waren die weitere erfolgreiche Ausbeute. Auch die übrigen badischen FWK turnten sehr gute und solide Wettkämpfe, was ihnen die Platzierungen 16 (Alisa Makedonski), 21 (Anna Mitzinger, beide Gundelfingen), 33 (Johanna Häußler, Meersburg, und Isabel Gräbe, Karlsruhe) sowie 58 (Amelie Heidrich, Lahr) einbrachte.

Für Johanna Häußler hatte dieser Wettkampf sogar noch ein weiteres Highlight parat. Sie fiel mit der Präsentation ihrer Übungen und aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen der deutschen Teamchefin auf, die sie im Anschluss an den Wettkampf zu einem Sichtungslehrgang für die künftige deutsche Nationalgruppe nach Schmiden einlud.

Ab Dienstag ging es mit den Einzelmehrkämpfen in den Leistungsklassen weiter. Gleich vier Badenerinnen traten in der Schülerleistungsklasse (SLK) bei den 12-Jährigen an. Allen voran Sila Asena Öztürk vom TV Lahr, von welcher durchaus einiges zu erwarten war, zählt sie doch seit Jahren zu den größten badischen Talenten. Zu ihrem eigenen Missfallen gelang ihr leider die Keulenübung nicht nach Wunsch, womit sie sich im Mehrkampf mit dem trotz allem sehr guten 5. Rang zufriedengeben musste. Jedoch hielt sie sich mit den Finalplatzierungen 2 (Band), 3 (Übung ohne Handgerät) sowie 6 (Ball) schadlos und durfte mit den erreichten Platzierungen durchaus zufrieden sein. Ihre beiden Lahrer Kameradinnen Kathrin Wilhelm und Alina Sakun belegten die Ränge 23 und 26, wobei es besonders für Alina sehr schade bzw. auch ärgerlich war, dass sie ganz knapp um einen Platz das Finale ohne Handgerät verpasst hatte. Die Neulußheimerin Julia Seldenreich belegte Rang 31.

Nicht unbedingt selbstverständlich ist es, dass der BTB bei den Juniorenleistungsklassen in jedem Jahrgang halbwegs konkurrenzfähige Gymnastinnen an den Start bringen kann. In diesem Jahr war dies jedoch der Fall. Hinzu kam, dass sich jede dieser Gymnastinnen mindestens für ein Finale qualifizieren konnte. Dies war so überhaupt nicht zu erwarten und die Verantwortlichen waren hierüber mehr als erfreut. Lea Hoffmann vom TV Lahr turnte bei den 13-Jährigen einen ziemlich stabilen Wettkampf und belegte im Mehrkampf einen mehr als guten 11. Rang. Mit dem "Angstgerät" Band turnte sie sich ins Finale, wo sie 7. wurde.

Einzige badische Vertreterin in der JLK 14 war Angelina Fokina (Karlsruhe). Bereits in den vergangenen Jahren bundesweit erfolgreich und mit vorne zu finden, hatte man sie (ähnlich wie Sila in der SLK 12) nun doch schon eher „auf dem Zettel“. Mit ihren Paradegeräten Ball und Keulen lieferte sie sehr solide Leistungen ab, während sich bei den Übungen mit Reifen und Band doch kleinere Fehler einschlichen. Daher durfte sie sich am Ende über einen sehr guten 6. Rang im Mehrkampf sowie die Finalplatzierungen 4 (Ball) und 6 (Keulen) freuen.

Mit Maxima Bachmayer (Karlsruhe) und Anna Podgorny (Neulußheim) waren in der JLK 15 zwei Badenerinnen am Start, wobei hier am ehesten noch Anna eine Finalplatzierung zugetraut wurde. Es kam jedoch alles ganz anders. Die seit einiger Zeit immer mehr an Wettkampfstabilität gewinnende Maxima zeigte ihr derzeitiges Leistungspotenzial in relativ sicheren Übungen, wobei ihr vor allem mit dem Band eine sehr gute und sichere Vorstellung gelang. Rang 11 im Mehrkampf sowie eine nie erwartete Quali fürs Bandfinale waren der Lohn. Für alle war dies so überraschend, dass der mitgereiste Anhang sich erst noch Karten für die Finalveranstaltung organisieren musste. Auch im Bandfinale musste sie sich leistungsmäßig nicht verstecken und belegte Rang 8. Ganz anders Anna. Sie zeigte von der ersten Übung an Nerven, womit ihr zum Teil nicht immer erklärbare Fehler unterliefen. Dies setzte sich bis zur dritten Übung fort. Um so bemerkens- und anerkennenswert, wie sie sich mit dem vierten Gerät, ihrer Keulenübung, zusammenreißen konnte. Sie wollte zeigen, dass sie es doch kann und das gelang ihr super: Man sah ihr förmlich an, mit wie viel Wut im Bauch sie turnte. Das Erreichen des Keulenfinals und ein 8. Rang in selbigem konnten sie dann zumindest etwas versöhnlich stimmen. Diese Übung rettete ihr letztendlich im Mehrkampf den 13. Rang.

Einzige badische Starterin in der Meisterklasse (MK) war die Meersburgerin Anastasiya Bobrova, die sich in einem sehr guten Starterfeld mehr als ordentlich präsentierte und am Ende Rang 18 im Mehrkampf zu Buche stehen hatte. Dies ist um so anerkennenswerter, da Nastja einst in der Allgemeinen Gymnastik bei den K-Übungen begonnen hat und sich mittlerweile über die WK- bis hin zu LK-Schiene emporgearbeitet hat.

Mit einer Teilnehmerzahl von 53 in der Schülerwettkampfklasse (SWK) der 12-Jährigen ging eine lange Wettkampfwoche zu Ende – und da wurde der BTB noch mal richtig verwöhnt. Dabei ging es auf den ersten 15 bis 20 Plätzen mehr als eng zu, sodass ein oder zwei kleinere Fehler bereits über mehrere Platzierungen weiter vorne oder hinten entschieden haben. Mitten im Geschehen alle fünf Badenerinnen. Die sehr elegante Uljana Wiens (Karlsruhe) erreichte mit einem knappen Rückstand von 25/100 Rang 2. Jeweils Fehler in ihren Keulenübungen kosteten Theresa Hausner (Bretten) sowie Elisabeth Tomé (Lahr) eine noch bessere Platzierung als die schlussendlich erreichten Ränge 10 und 13. Sehr schade, dass es in der SWK keine Finals gab, denn alleine in diesem Wettkampf wären für Baden sechs Finalplätze herausgesprungen. Ebenfalls relativ weit vorne mit dabei waren zudem Valerija Litke (Karlsruhe, 20.) und Yana Heiler (Bretten, 22.).

Nicht ganz wie erhofft lief es für die badischen Gruppen. Mit zwei nicht ganz so souveränen Durchgängen wie bei den Landesmeisterschaften belegte in der JLK die WKG SSC Karlsruhe / TV Bretten (Maxima Bachmayer, Angelina Cosi Montes, Melina Holfelder, Martha Ostertag, Evelyn Schäfer, Theresa Schütz) Rang 7 und holte damit den einzigen Finalplatz. Das Finale beendeten sie ebenfalls auf Rang 7. In der FWK brachte sich die WKG SSC Karlsruhe / TV Bretten mit Fehlern im ersten Durchgang um eine durchaus mögliche Platzierung unter den besten zwölf Gruppen. Von diesen hatten die fünft- bis zwölftplatzierten in einem zweiten Durchgang nochmals die Möglichkeit, sich einen der verbliebenen vier Finalplätze zu erturnen. Am Ende stand für die WKG Rang 16. Ähnlich erging es den beiden Grabener JWK-Gruppen. Sie erreichten die Ränge 17 und 20.

Als Kari waren für den BTB Shana Arheid und Eva Zimmermann (beide Karlsruhe), Natalie Obholz (Meersburg) sowie Victoria Tereschenko (Lahr) und Traudel Glökler (Laufenburg) – die beiden letzteren gar an allen sechs Tagen – im Einsatz.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass sich die badische RSG mehr als ordentlich in Berlin "verkauft" hat, dies vor dem Hintergrund, dass so gut wie alle badischen RSG-Vereine – bis auf eine Ausnahme – ausschließlich mit ehrenamtlichen Trainern und Abteilungsverantwortlichen ausgestattet sind. Ganz im Gegensatz zu den führenden RSG-Vereinen anderer Landesturnverbände, die zum Teil gleich mehrere hauptamtliche Trainer beschäftigen und auf ein doch teilweise recht professionelles Management zurückgreifen können. Aus diesem Grund kann nicht nur den erfolgreichen badischen Gymnastinnen, sondern vor allem deren Trainerinnen ein dickes Lob und hohe Wertschätzung ausgesprochen werden.