| Gerätturnen

"Perfect Ten" für Simone Meinzer und Julia Schneid

Mit zahlreichen Medaillen kehrten das BTB-Team vom Deutschland-Pokal Gerätturnen der Senioren aus dem thüringischen Waltershausen zurück. In der Gesamtwertung aller Landesturnverbände sicherten sich die vier badischen Teams einen tollen 2. Platz.

Perfect Ten: Was Nadia Comaneci 1976 in Montreal erleben durfte, wurde auch für zwei badische Turnerinnen wahr. Sie erhielten für ihre Bodenübung (Simone Meinzer) bzw. ihren Sprung (Julia Schneid) in der E-Note (Ausführung) die Traumnote 10,0 und damit die volle Punktzahl.

Das BTB-Team turnte sich in der Gesamtwertung aller Landesturnverbände auf einen hervorragenden 2. Platz.

Die M 45+ sicherte sich Rang 6.

Über die Silbermedaille freuen durfte sich Badens M 60+.

Turnten souverän zum Sieg: die Frauen 30+

Die Frauen 40+ im Siegerjubel (Fotos: Ressort Gerätturnen)

Ein ganz besonderes Erlebnis hatten Julia Schneid und Simone Meinzer. Beide wurden von den Kampfrichtern für ihren blitzsauberen Sprung (Julia) bzw. die Bodenübung (Simone) mit der vollen Punktzahl belohnt. Das heißt: kein Punktabzug und somit volle 10,0 Punkte in der E-Note. Etwas, was sich die Kampfrichter leider viel zu selten trauen, denn meist wird selbst bei perfekten Übungen oder Elementen noch fieberhaft Grund für Punktabzug gesucht. Umso schöner, dass Kampfrichter auf Bundesebene die Leistungen honorieren und auch mal Übungen ohne Abzug bewerten.

Den Anfang im Wettkampf machten am 8. September frühmorgens in der Schönrasenhalle die ältesten Turnerinnen und Turner. Hier startete für Baden eine Männermannschaft M 60 mit Jürgen Fischer (TV Britzingen), Harald Hannich (TV Obergrombach), Klaus Geiger (SV Istein), Guntram Härdle (TV Helmsheim) und August Moser (TV Kollnau-Gutach). Badens älteste Turner präsentierten sich in Topform und konnten mit hochkarätigen Übungen wertvolle Punkte einfahren. Guntram Härdle zeigte mit 10,6 Punkten am Pferd die beste Übung des Wettkampfs. Am Boden und am Sprung erzielte Baden die höchste Gerätewertung. August Moser, mit 82 Jahren ältester badischer Starter, bewies, dass er noch gut mit den Jüngeren mithalten kann. An drei Geräten gestartet, turnte er die zweitbeste Reckübung des Teams und trug auch am Barren wertvolle Punkte zum Mannschaftsergebnis bei. Da die Siegerehrung erstmals mit allen Altersklassen gemeinsam nach dem letzten Durchgang durchgeführt wurde, blieb es den ganzen Tag spannend.

Gut betreut von den Damen 30+, die erst im dritten Durchgang an der Reihe, aber natürlich zum Anfeuern, Pässe abgeben, Bretter stellen und Ähnlichem bereits morgens in der Halle waren, turnte im zweiten Durchgang dann eine badische Mannschaft sowohl bei den Frauen 40+ als auch bei den Männern 45+. Die Frauen traten in bereits seit Jahren altbewährter Zusammensetzung an: Jeannette Matheis, Annette Wirth (beide Heidelberger TV), Dagmar Rothardt (TV Oberhausen) und Petra Ruggaber (TV Güttingen). Alle vier turnten einen tollen Wettkampf, leider waren die Wertungen zum Start am Boden unverhältnismäßig niedrig. Trotzdem ließen sich die vier Turnerinnen nicht kleinkriegen und gaben weiterhin alles. Am Boden erreichte die Mannschaft dann auch "nur" das drittbeste Geräteergebnis aller elf gestarteten Teams. An Sprung, Barren und an der Bank hingegen ließen sich die Vier nichts nehmen und erzielten die höchsten Gerätewertungen. Die Männer 45+ starteten mit Ingo Schneider (TSV Berghausen), Markus Zepf (TB Löffingen), Roland Loos (TV Furtwangen), Oliver Buchmann (SG Kirchheim) und Günter Nußbaumer (TV Neuenburg). Alle fünf Turner ergänzten sich perfekt. An jedem Gerät starteten vier Turner, so dass die jeweils besten starten konnten. Zwar klappte nicht immer alles perfekt, aber auch hier passte alles gut zusammen, so dass pro Gerät drei gute Wertungen ins Mannschaftsergebnis einflossen und eine Übung zur Streichwertung da war.

Im dritten Durchgang durften dann endlich die jüngsten Seniorinnen an den Start. Dadurch, dass bereits beide Männermannschaften und die Frauen 40+ ihren Wettkampf beendet hatten, war der badische Fanblock auf der Tribüne gut besetzt und machte ordentlich Stimmung in der Halle. Leider ging auch in diesem Jahr bei den Männern 30+ keine badische Mannschaft an die Geräte. Bei den Frauen startete Badens Mannschaft 30+ mit Simone Meinzer (TG Neureut), Julia Schneid (TV Epfenbach), Kerstin Pfirrmann (TG Eggenstein) und Christine Keller (Heidelberger TV). Auch hier mussten alle vier Turnerinnen einen kompletten Vierkampf meistern. Gleich am Boden erwischte die Mannschaft einen furiosen Start. Simone Meinzer ging als vierte Turnerin der Mannschaft ans Gerät und zeigte eine blitzsaubere, hochkarätige Übung mit einem Ausgangswert von 6,1 Punkten. Als die Endwertung von 16,1 auf dem Bildschirm angezeigt wurde, schauten erst alle etwas ungläubig auf die Wertungsanzeige. Doch als dann realisiert wurde, dass von den Kampfrichtern gerade die volle Punktzahl vergeben wurde, war der Jubel natürlich groß. Weiter ging es am Sprung, wo Simone viel Beifall für ihren Yurchenko gebückt erhielt. Hier hatte vor allem Julia Grund zum Jubeln, sie zeigte einen perfekten Überschlag mit ganzer Schraube vorwärts und wieder vergaben die Kampfrichter die volle Punktzahl. Hochmotiviert ging es weiter an den Stufenbarren, wo alle Übungen ideal gelangen. Am Schwebebalken gelangen drei Übungen von Kerstin, Julia und Simone sturz- und nahezu fehlerfrei, was noch einmal viele Punkte für Baden einbrachte. Simone zog wieder einmal bewundernde Blicke mit ihrer schwierigen Balkenübung mit Salto rückwärts, freiem Rad und hochwertigen Sprüngen auf sich.

Doch auch von anderen Landesturnverbänden wurden Übungen auf sehr hohem Niveau gezeigt. Die Zuschauer durften sich an Riesenfelgen am Stufenbarren, Saltos auf dem Schwebebalken und Schrauben am Boden erfreuen. Da erstmals alle Wertungen direkt an den Geräten auf großen Bildschirmen angezeigt wurden, konnte man nicht nur die eigenen Wertungen während des Wettkampfs verfolgen, sondern bekam auch immer mal wieder sehr hohe Wertungen für gute Übungen der gegnerischen Mannschaften mit. Da man aber nie wusste, ob ein Team nun eine gute Mannschaftsleistung erbracht oder nur einzelne Spitzenleistungen hatte, blieb es für alle Mannschaften bis zur Siegerehrung spannend. Dank der guten Organisation seitens des DTB und der optimalen Bedingungen durch den ausrichtenden Verein TGV Waltershausen war der Wettkampf sogar etwas früher fertig als geplant, so dass die Siegerehrungen nach Wettkampfende zügig durchgeführt werden konnten.

Ganz eng zu ging es bei den Männern 45+. Platz 3 bis 6 lagen nämlich nur 1,8 Punkte auseinander. Das badische Team erkämpfte sich einen guten 6. Platz, nur 0,1 Punkte hinter Schleswig-Holstein. Über die Silbermedaille freuen durfte sich Badens M 60+. Natürlich mit badischer Fahne nahmen die fünf ältesten badischen Wettkampfturner Medaillen, Pokal und Urkunde auf dem Siegerpodest in Empfang. Völlig überrascht waren die Frauen 40+ bei der Siegerehrung, als sie mit über zwei Punkten Vorsprung als Sieger feststanden. Selbstkritisch hatten die vier nach den niedrigen Bodenwertungen und einigen sehr hohen Wertungen der Kontrahentinnen zwar gehofft, noch einen Platz auf dem Siegerpodest zu ergattern, mit Platz 1 und einem so deutlichen Vorsprung hatte jedoch keiner gerechnet. Ihrer Favoritenrolle gerecht wurden die Frauen 30+, denn seit 2013 ging der Sieg ausnahmslos in jedem Jahr an das badische Team. Mit fünf Punkten Vorsprung vor der Mannschaft aus Sachsen ging Platz 1 auch 2018 verdient an Baden. In der Wertung der Landesturnverbände landete der Badische Turner-Bund auf einem tollen 2. Platz. Als Kampfrichter für Baden saßen Sabine Kieckeben und Jörg Hasenauer den kompletten Tag in der Wettkampfhalle und werteten eine Übung nach der anderen.

Nach einem langen Wettkampftag ging es, nachdem alle Fotos im Kasten waren, kurz ins Hotel unter die Dusche und dann direkt zur GutsMuths-Party, wo sich alle am Buffet stärkten und danach noch bis weit nach Mitternacht auf der Tanzfläche zusammen feierten.