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Heimspiel: Badische Vereine erfolgreich bei Capoeira-DM

Der Sport- und Kulturverein Capoeira Karlsruhe organisierte vom 11. bis 14. Oktober zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft. Dabei waren auch zwei Mitglieder des BTB-Landesfachausschusses Capoeira sehr erfolgreich und räumten gemeinsam mit anderen badischen Vereinen zahlreiche Auszeichnungen und Pokale ab. Capoeira ist eine brasilianische Kampfsportart, die 2014 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Sportart vereint Angriffstechniken mit Akrobatik und rhythmischer Musik zu einem als Tanz getarnten Kampf.

Der Karlsruher Teilnehmer Christos Baliakas "Choquito" (rechts) im Wettkampf

Die Preisträgerinnen und Preisträger der Deutschen Capoeira-Meisterschaft in Karlsruhe (v.l.n.r. in gelben T-Shirts: Instrutor "Cao" (Trainer in Karlsruhe), Instrutora "Lilás" (Trainerin in Schwetzingen), Capoeira-Meister "Peixe Cru" (Leitung des Events und Jurymitglied), Professora "Trilho" (Jurymitglied) (Fotos: U. Böse)

Im Capoeira-Wettbewerb erfolgt die Einteilung der Wettkämpfer im Unterschied zu anderen Kampfsportarten nicht in Gewichtsklassen, sondern nach Graduierung – also der Farbe der Kordel, die die Capoeiristas um die Hüfte tragen. Capoeira setzt daher neben Beweglichkeit, Schnelligkeit, Kraft und Körperkontrolle wesentlich auf Erfahrung. Außerdem gab es in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Jugendkategorie. Bewertet werden die Wettkämpfe von einer Fachjury, die die Punkte an das Spiel in seiner Gesamtheit vergibt. Vorsitzender der Jury war der Capoeira-Meister Peixe Cru, der die sportliche Leitung des Events übernahm und gemeinsam mit Professora Trilho aus São Paolo anreiste.

Ein Novum bei der Deutschen Capoeira-Meisterschaft ist die Masterkategorie (Baobá) für Capoeiristas ab 40 Jahren, viele mit jahrzehntelanger Erfahrung. Unter den Finalisten war auch BTB-Landesfachwart Michael Krenbauer, einer der Capoeira-Vorreiter in Deutschland. "Der Funke ist bei mir übergesprungen, als ich 1991 nach einem zweimonatigen Brasilienurlaub zu Hause in Berlin an einem Capoeira-Workshop teilnahm: zwei Tage bei Mestre Camisa, einem der angesehensten brasilianischen Capoeira-Meister. Heute bin ich genauso begeistert von Capoeira wie am ersten Tag. Als ich dann 1996 von Berlin nach Straßburg zog, gründete ich dort am 'Centre Socio-Culturel de Koenigshoffen' eine Capoeira-Gruppe und zwei Jahre später in Heidelberg", so Michael Krenbauer von SV/FC Zuzenhausen, der in der Capoeira-Welt als "Instrutor Jabutí" bekannt ist. Mit dem Landeslehrwart Fabian Kiepe "Graduado Chapéu de Couro" aus Heidelberg stand ein weiteres Mitglied des BTB-Landesfachausschusses auf dem Siegertreppchen. Fabian Kiepe, der bereits zahlreiche Capoeira-Preise gewonnen hat, ist neuer Deutscher Vizemeister der Graduierten-Kategorie.

Einen kurzen Schreckensmoment gab es für den Vorjahressieger seiner Kategorie, den Karlsruher Christos Baliakas, der den Capoeira-Spitznamen "Choquito" trägt: "Eigentlich war ich angetreten, um meinen Meistertitel in der Kategorie B (Alunos, 'Schüler') zu verteidigen. Kurz vor Wettkampfbeginn wurde mir überraschend eine höhere Kordel verliehen, so dass ich mich plötzlich in der höchsten Kategorie A (Graduados, 'Graduierte') mit wesentlich erfahreneren Capoeiristas messen musste", so der Sportstudent. "Ich kann kaum fassen, dass ich dort die Bronzemedaille errungen habe." Es folgten weitere Auszeichnungen für seine hervorragenden Ausführungen der Capoeira-Spielarten "São Bento Grande" und "Iúna".

Ganz besonders stolz ist der Ausrichter Capoeira Karlsruhe auch auf die anderen fünf Vereinsmitglieder, die allesamt das Halbfinale der Erwachsenen-Kategorien erreicht haben. Alfred Xhelilaj, Capoeirista "Calopsita", hat es geschafft, bei seiner ersten Wettkampfteilnahme gleich die Silbermedaille zu erringen, und ist nun neuer Deutscher Vizemeister der Alunos-Kategorie. Überzeugt haben auch Cyril Bitterlich, Graduado "Girafa", als bester Spieler seiner Kordel-Klasse in der Baobá-Kategorie, und Stephan Hilgert, Capoeirista "Tranquilão", für das beste Spiel der Alunos-Kategorie. Die Karlsruherin und vielfache Wettkampfsiegerin Lila Sax dos Santos Gomes, "Instrutora Lilás", freute sich als Jugendtrainerin beim Schwesterverein in Schwetzingen ganz besonders über die Erfolge von Dawid Skiba, Capoeirista "Relampago", als Deutscher Jugendmeister und Christian Busse, Capoeirista "Lambari", als Vize-Jugendmeister.

Dass sportlicher Erfolg und Capoeira-Begeisterung in der Familie liegen kann, bewiesen zwei baden-württembergische Geschwisterpaare. Die Brüder Len und Per Böse ("Duracell" und "Rayovac") aus Dossenheim erhielten beide Bronze in ihrer Kategorie. Ebenfalls Bronze gab es für die Stuttgarterin Stefanie Langhammer "Espoleta". Ihre Schwester Manuela Langhammer da Silva "Manu" überzeugte die Jury vollends und gewann sogar den Goldpokal der Kategorie A der Frauen.

Der Verein Capoeira Karlsruhe engagiert sich seit seiner Gründung in sozialen Projekten. Bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft hatten drei Vereine Gelegenheit, ihre deutsch-brasilianischen Projekte vorzustellen. Das Projekt "Bem Faz Bem" des Karlsruher Partnervereins aus Campos dos Goytacazes in Brasilien kümmert sich um Kinder aus sozialen Brennpunkten, wobei Capoeira-Unterricht ein Teil dieser Sozialarbeit ist. Wunderschönen handgefertigten Schmuck aus Brasilien konnten Besucher von der AG Recife erwerben. Die Nachwuchsbeauftragte im BTB-Landesfachausschuss Capoeira Laura Gern, ehrenamtlich im Vorstand der AG Recife engagiert, informierte über die Situation von Straßenkindern und die Hilfsprojekte. Mit einem Kurzfilm informierte der Stand des Umweltschutzvereins AMAP über seine Arbeit zum weltweiten Klima-, Wald- und Artenschutz durch Aufforstungsprojekte in Brasilien.