Und das hat weitreichende Folgen: "Kindliche Adipositas hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen und gravierende negative gesundheitliche Auswirkungen. Sind es bei den jüngeren Kindern eher psychosoziale Beeinträchtigungen, sehen wir bei den Jugendlichen Störungen des Zuckerstoffwechsels (Diabetes), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats", erklärt Dr. Thomas Kauth, Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Ernährungsmedizin. Entgegengewirkt werden könne über eine Steigerung der körperlichen Aktivität und eine Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten. Dabei sei es wichtig, möglichst frühzeitig zu intervenieren, so der Experte: "Kinder werden schon im Mutterleib durch eine Schwangerschaft mit viel Bewegung positiv geprägt und haben später ein geringeres Risiko an Adipositas zu erkranken."
Auch Kommunen können die Bewegung in Familien fördern: "Ein bewegungsfreundliches Wohnumfeld fördert familiäre Aktivitäten. Deshalb ist es wichtig, dass es beispielsweise sichere, gut ausgebaute Geh- und Fahrradwege gibt sowie kindgerechte Spielplätze und Parks", betont Alexander Kölle von der AOK Baden-Württemberg. Er nimmt auch die Erwachsenen als (Bewegungs-) vorbilder in die Pflicht: "Wir sollten aktive, bewegungsbegeisterte Vorbilder sein, als Elternteil und als Fachkraft in Schule oder Kita. Wenn wir unseren Kindern von klein auf Bewegungsfreude vorleben, dann können sie gar nicht anders, als Spaß an der Bewegung zu haben – ihr Leben lang!", so der Sportwissenschaftler.
Mit dem Fitnessbarometer informiert die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg jährlich über den aktuellen Stand der Motorik der Kinder in Baden-Württemberg und möchte die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam machen, aber auch motivieren, mehr für die Fitness der Kinder zu tun und damit langfristig für die Gesundheit der Bevölkerung in Baden-Württemberg. Kultus- und Sportministerin Dr. Susanne Eisenmann unterstützt die Initiative und engagiert sich auch als Botschafterin: "Die aktuelle Corona-Pandemie stellt uns alle vor Herausforderungen. Die bisherigen Einschränkungen haben es Kindern erschwert, sich zu bewegen. Dabei ist eine Stunde Bewegung am Tag sehr förderlich und hilft Kindern dabei, sich besser konzentrieren und lernen zu können. Die Angebote und Projekte der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg, aber auch unser Angebot ‚Mach mit – bleib fit!‘ können Kinder dabei unterstützen, sich trotzdem zu bewegen. Die Initiative ‚Turnbeutelbande – Motorik-Test für Kinder‘ motiviert zum Beispiel, indem sie selbst kleine Fortschritte für die Kinder sichtbar macht und sie so dazu anspornt, sich regelmäßig zu bewegen."
Alle Ergebnisse des Fitnessbarometers 2020 und weitere Informationen zur Initiative "Turnbeutelbande – Motorik-Test für Kinder" gibt es unter www.turnbeutelbande.de. Hinter dem Motorik-Test steht der nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelte KITT+ 3-10, mit dem die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter erfasst wird.